"die etwas anderen Winterspiele"
Nach den Winterspielen in Pyeongchang 2018 als Betreuer der Speed-Damen des ÖSV war ich diesmal als Arzt der Veranstalter (des olympischen Komitees Beijing 2022) für die Versorgung ALLER Athleten auf der Piste und ihren Abtransport ins Ziel zu Hubschrauber und Krankenwagen verantwortlich- eine andere Aufgabe.
Der Weg nach Peking
Der Weg nach Peking..war gelinde gesagt, nicht sehr einfach. Jeder Betreuer musste viele Vorbereitungen treffen, um dabei sein zu können. Unzählige Dokumente, PCR -Tests in regelmäßigen Abständen von verschiedenen vorgegebenen Labors waren vorgeschrieben. QR Codes mussten ständig hochgeladen werden mit dem Vermerk „urgent“… Selbst am Weg nach Peking, am Zwischenstopp in Zürich mussten wir nochmals einen QR- Code hochladen…
Gemischte Gefühle beim Abflug
Stress bis Abflug, med.QR Code erst in Zürich mit dt. Unterstützung
Wir waren alle ein wenig gestresst und verunsichert wegen der vielen Auflagen und trotz sorgfältigster Vorbereitung nicht ganz sicher, alles richtig gemacht zu haben. Dieses mulmige Gefühl bestätigte sich am Züricher Flughafen, als alle panisch den letzten geforderten QR-Code versuchten hochzuladen, was nur mit chinesischer Unterstützung unseres zugewiesenen „Vertrauten“ Wang Li gelang.
Das Hotel
Nach der Anreise wurden wir am Flughafen erwartet und die Einreise erfolgte nach PCR Test reibungslos.
Im Hotel mussten wir das Testergebnis abwarten, bevor wir das Zimmer verlassen durften. Das Hotel war angenehm, was wichtig war, weil wir dort unsere gesamte Freizeit verbrachten.
Die Blase
Wir wurden täglich PCR getestet und hatten keinen Kontakt Betreuern anderer Gruppen.
Selbst der Bustransfer war von den anderen abgeschottet und beim Verlassen des Hotels mussten wir jedes Mal durch eine Sicherheitskontrolle.
Das Skigebiet
Wurde eigens für die Spiele künstlich angelegt und auf Skirennen zugeschnitten.
Für normale gute Skifahrer war die Piste völlig ungeeignet, da sehr steil und eisig.
Naturschutz?
Das gesamte Areal der Winterspiele war künstlich angelegt aus dem Boden gestampft worden.
Es wurde an Nichts gespart, damit alles perfekt war. Auf Begebenheiten der Natur wurde dabei jedoch keine Rücksicht genommen.
Unsere Aufgabe
Therapie auf der Piste, Evakuierung von der Piste bis Intensivstation, Helipad und Krankenwagen
Die Aufgabe als medical Team bestand darin, auf der Piste für Unfälle vorbereitet zu sein.
Medical Service
nach westlichen Standards war unser Aufgabenbereich.
Welche Rennen
Wir waren für alle Rennen auf der Piste zuständig (Training und Bewerbe).
Das heißt, wir wurden früh morgens zur Piste gebracht und dann so gegen 16:00 wieder zurück ins Hotel.
Welche Verletzungen
In den 3 Wochen als Olympiaärzte versorgten wir offene Brüche an Armen und Beinen, sowie Schulter-, und Knieverletzungen bis zum Abtransport zur Intensivstation.
Abtransport in die Intensivstation
Abtransport- Krankenwagen, Helikopter
Kein Publikum
Schwierig auch für die Athleten wegen
- seit Wochen „arbeiten“ in der Blase
- permanente Maskenpflicht
- Keine Angehörigen
- keine Zuschauer
- kein Fanklub
- sehr starke Isolation
Mein Fazit
Schwierige Anreise- Visum, Arbeitsgenehmigung, Einreiseformulare, Gesundheitsnachweis, Gesundheitsmonitoring, keine Unterstützung,
erschwerte Arbeitsbedingungen- Schwierigkeiten bei der Besorgung der Medikamente für den Akuteinsatz, Schwierigkeiten bei der Hubschrauber-Bergung, Schwierigkeiten durch die extreme Kälte / Wind
Fehlendes soziales Leben- Blase, Masken
Schlussendlich gute internationale Zusammenarbeit mit den Chinesischen Kollegen und den internationalen Skipatrolern sowie hervorragende Zusammenarbeit mit den internationalen Kollegen.
Es waren etwas andere Winterspiele, ohne Publikum, ohne Fans. Ein Arbeiten in einer Blase mit permanenter Maskenpflicht. Keinerlei Angehörige waren erlaubt.
…ein bisschen mit dem Gefühl eingesperrt zu sein.
Trotzdem war es eine Ehre dabei zu sein und die herausragenden Leistungen der Athleten miterleben zu dürfen.